Eddi schrieb:das Übel beginnt erst mit unüberlegter Umsetzung und meist ohne Rechtsbeistand.
Lg Eddi:kaf:
Hi,
genau da liegt das Problem, man hat ganz einfach keine Chance.
Es ist in Deutschland allmählich so, daß man fast gezwungen ist, sich vor dem eigentlichen "Tätigwerden" einen Rechtsbeistand und einen Steuerbeistand zu suchen.
Das kostet Geld, viel Geld. Das man als Existenzgründer ganz einfach irgendwie nicht hat.
Dazu kommt die gesetzliche Krankenkasse, die Dir Deinen wahnwitzigen Beitrag aus völlig aus der Luft gegriffenen über 1900 Euro Monatseinnahmen berechnet, dabei bist Du froh, diese 1900 Euro zunächst mal als monatlichen Umsatz zu haben, von Gewinn bist Du sowas von weit entfernt...
Nächstes Problem: Wie kommt man an Kunden?
Klar, Werbung machen, aber wie?
Kostspielige Anzeigen machen in Fachzeitschriften, da geht Dir spätestens nach einem halben Jahr finanziell die Puste aus. Dazu kommt noch ein Fehlerchen im Widerrufsrecht, man wird entsprechend abgemahnt und die nächsten paar Tausend sind weg.
Alternative Direktwerbung per Email etc.
Darf man aber nicht, ist verboten, außer jeder potentielle Kunde gibt Dir vorab eine juristisch einwandfreie Einverständniserklärung, die dann zwei Jahre gültig ist, dann brauchst wieder eine neue. In der Praxis nicht realisierbar.
Man stellt dann fest, daß man wohl so ziemlich der Einzige ist, der das nicht darf, weil man selbst täglich mehrere Direktangebote über alles mögliche Geraffel per Email bekommt.
Dann geht einem das Geld aus, man verkauft vielleicht als allerletztes Mittel zur Geldmobilisierung sein Auto, das man vor ein paar Jahren noch als gut verdienender Angestellter ohne möglichen Vorsteuerabzug mal gekauft hat und investiert das vom Autokauf erlöste Geld ins Geschäft, damit es weitergeht.
So kommt der Staat ins Spiel und erklärt Dir ein paar Monate später, daß Du das Auto ja geschäftlich ein halbes Jahr genutzt hast, von daher vom erlösten Geld Mehrwertsteuer abzuführen ist, das ganze restliche erlöste Geld als Geschäftsgewinn anzusehen ist und damit Einkommensteuer abzuführen ist und das Ganze dann nochmal als Vorauszahlung der Einkommensteuer fürs nächste Jahr zu machen ist.
Das läuft dann so:
So werden aus beispielhaften 20000 Euro Verkaufspreis des ursprünglichen Privatfahrzeugs 16800 Euro netto. Die Differenz von 3200 Euro ist als eingenommene Mehrwertsteuer direkt ans Finanzamt abzuführen, ob man jemals beim Kauf die Vorsteuer geltend machen konnte oder nicht, interessiert niemanden.
Die restlichen 16800 Euro netto erhöhen Deinen Geschäftsgewinn, so daß Du statt zunächst vielleicht steuerfreiem Gewinn von (mal angenommen) 6000 Euro nun 22800 Euro Einnahmen versteuern mußt, das bedeutet nochmal 3700 Euro an Einkommensteuer für den Staat.
Und weil der Staat dann denkt, daß es im nächsten Jahr wieder genauso gut bei Dir läuft, darfst Du diese 3700 Euro nochmal als Einkommensteuervorauszahlung ans Finanzamt entrichten.
So bleiben von 20000 Euro Verkaufspreis des Privatfahrzeugs noch 9400 Euro übrig, die restlichen 10600 Euro bekommt der Staat.
Das Gute ist, er bekommt die Kohle nicht, weil Du hast das Geld bereits komplett ins Geschäft gesteckt und bist aufgrund der "Steuerschuld" jetzt endgültig pleite.
Und wenn man das alles hinter sich gebracht hat, nicht pleite gemacht hat sondern einfach nur aufgehört, fragen Dich noch Leute nach Gewährleistung:kicher:
Dies alles nur mal so als kleine und sicher nicht vollständige Erläuterung, was alles hinter einer solchen Entscheidung der Geschäftsaufgabe stecken kann. Und bevor man das Geschäft aufgibt, probiert man normalerweise alles...
Von daher habe ich volles Verständnis für den Betreiber des Kabelbaumladens, daß er wieder ins Angestelltendasein zurückkehrt. Man hat mehr Geld übrig, man hat bezahlten Urlaub, die Arbeitszeit hört nach ein paar Stunden auf, voll ok so.
Aber echt Schade!!!!
Viele Grüße
Wolfgang